"Neues" von der alten Reichsstraße

Anknüpfend an den Beitrag „Durch Ort und Zeit unterwegs auf der Reichsstraße“ wir hier

dank Brigitta Heinze aus Röttgen eine weitere Erinnerung wach.

 

SIE war lange Zeit das Wahrzeichen Röttgens:

Die mächtige Winterlinde (Tilia cordata), auch Napoleon-Linde genannt. Direkt gegenüber dem Schloßplatz gelegen schmückte sie die Reichsstraße. Der 140 bis 150 Jahre alte Baum wurde im März 1975 nach langem Ringen verschiedener Seiten unter Naturschutz gestellt. Die freistehende, stattliche Linde war weithin sichtbar und fiel durch ihre tief herabreichende, weitausladende runde Krone auf, die von starken, knorrigen Ästen getragen wurde. Mit 28 Metern Höhe, einem Stammdurchmesser von 1,2 m und einem Stammumfang von 3.75 m war der Baum ein beeindruckendes Zeitzeugnis.

 

Allgemein können Winterlinden bis zu 30 m hoch und in Ausnahmefällen sogar über 1000 Jahre alt werden. „Die Linde kommt 300 Jahre, bleibt 300 Jahre und geht 300 Jahre“, ist ein oft gelesenes Zitat. Immerhin vergehen 20 bis 30 Jahre bis Lindenbäume zum ersten Mal blühen und Früchte bilden.

 

So beeindruckend und wunderbar Röttgens Winterlinde auch war, ihre Lage so dicht an der Reichsstraße bereitete Probleme. Wie der Bonner Stadtanzeiger im Juli 1975 berichtete, oblag es der Stadt Bonn den Baum, der durch den Straßenverkehr gefährdet war, zu schützen. Ob und wenn ja, welche Maßnahmen zum Schutz der Linde ergriffen wurden, kann hier nicht mehr nachvollzogen werden. Fakt ist: 25 Jahre nachdem der Baum unter Naturschutz gestellt wurde, musste er gefällt werden. Ein Brandkrustenpilzbefall machte der Linde derart zu schaffen, dass sie bei einem Sturm in belaubtem Zustand zu brechen drohte. In einer Höhe von 2,50 m zeigte der Baum eine mit den Jahren deutlich gewachsene Schwachstelle. Das Risiko, dass Röttgens höchster Blickfang bei Sturm auf die befahrene Straße kippt, war einfach zu groß. Im März 2000 rückten die Baumfäller der Linde endgültig zu Leibe.

Fotos: Brigitte Heinze

 

So verlor Röttgen einen Baum, der in der Mythologie seit jeher als Baum des Volkes beschrieben wird. Noch heute erinnern alte Linden in Städten, Dörfern und Siedlungen an längst vergangene Zeiten. Sei es als Dorf- oder Hoflinde, wo sie als Tanz-, Friedens- und Kommunikationsbaum für amtliche Bekanntmachungen und Treffpunkt für Jung und Alt war. Oder sei es als Rechtsbaum, wo früher geschlichtet, vermittelt sowie gerichtet und in Einzelfällen das Urteil gleich an einem starken Ast vollzogen wurde (judicum sub tilia „Gericht unter der Linde“). Inwieweit die Röttgener Linde in den zwei Jahrhunderten als Volksbaum genutzt wurde, ist unbekannt. Ebenso ungewiss ist die Namensherkunft der Napoleon-Linde. So munkeln die Leute überall dort, wo Napoleon im Zuge der Koalitionskriege (1792- 1815) seinen Fuß hinsetzte, dass der Kaiser sein königliches Geschäft genau an ihrer Linde verrichtet habe.

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Kommentare: 1
  • #1

    linda von röttgen (Donnerstag, 15 Februar 2018 17:59)

    es ist sehr traurig ,das es ihn nicht mehr gibt,jeder kannte den dicken baum.,mit ihm sind wir gross geworden.