St. Martin - Ein Fest des Teilens

Es war ein ungewöhnlich langer Lichterzug, der sich gestern Abend singend hinter St. Martin auf seinem Pferd durch die Straßen und Gassen Röttgens schlängelte. Petrus hatte den Röttgenern aber auch bestes Martinswetter beschert – nicht zu kalt und vor allem trocken. Das und auch die vielen hinzugekommenen Familien aus dem Neubaugebiet sorgten für eine Rekordteilnahme.

 

So gab es für die Anwohner und Zaungäste viel zu gucken: kleine und große Fliegenpilze leuchteten in der Nacht, schlaue Füchse baumelten an den Laternenstöcken fröhlich hin und her. Farbenfrohe dickbäuchige Fische, bunte Nachteulen, Giraffen und Tiger und selbst Pinguine aus der fernen Antarktis und fratzenhafte Kürbisse konnten bestaunt werden. Das neue Schullogo des CvO setzten die Schülerinnen und Schüler der fünften und sechsten Klassen des Gymnasiums auf ihren selbstgebastelten Laternen schillernd in Szene.

 

Aber nicht nur die Kinder hatten sich wieder viel Mühe mit ihren fantasievollen Laternen gemacht, auch die Anrainer des Zugweges hatten sich für St. Martin ins Zeug gelegt und ihre Vorgärten und Fenster liebevoll geschmückt und illuminiert. „Es hat richtig Spaß gemacht durch Röttgen zu ziehen“, sagt Markus Grünter, der als Unterstufenkoordinator am CvO die fünften und sechsten Klassen begleitete. „Überall leuchteten Kerzen oder Lichterketten und verbreiteten eine wunderbare voradventliche Stimmung.“ Dazu kam der Gesang der Kinder, der von vier Kapellen unterstützt wurde. Höhepunkt und Abschluss war das große Martinsfeuer auf der Röttgener Festwiese. Auch in diesem Jahr ließ St. Martin es sich nicht nehmen, die Kinder zu begrüßen und bewundernd die bunten Lichterreihen abzuschreiten, bevor er die Mädchen und Jungen zum Schnörzen entließ. Während die Allerkleinsten sich ihr Martinsbrot noch am selben Abend beim St. Martin persönlich abholen konnten, freuen sich die Größeren schon auf das Eintreffen der Martinsbrote im Kindergarten und in der Schule am nächsten Tag.

 

Aber auch alle Begleitpersonen –Lehrer, Erzieherinnen, Musiker, Feuerwehr und Polizei-, die alljährlich zum Gelingen des Martinszuges beitragen, wurden vom Festausschuss bedacht. Im katholischen Pfarrheim gab es Getränke und eine wärmende Suppe für alle.

Bei allem Rummel um St. Martin steht doch das Teilen im Mittelpunkt. Während der heilige Mann der Legende nach seinen Mantel mit einem frierenden Bettler teilte, wird diese Geste heute durch das Verteilen der Martinsbrote symbolisiert. Dabei übernimmt der Festausschuss Röttgen Ückesdorf e.V. neben der gesamten Organisation des Zugweges auch die Beschaffung und Verteilung der so begehrten Martinsbrote. Finanziert wird das alles über den Verkauf von Martinslosen, den die Kinder der hiesigen Kita und Schulen übernehmen. „Auch das war in diesem Jahr sensationell“, erzählt Frank Edelmann, 1. Vorsitzender des Festausschusses.

 

Insbesondere Lilli Bauch (3. Klasse) zeigte hier außergewöhnlichen Einsatz. Gemeinsam mit ihren jüngeren Geschwistern, die noch in den Kindergarten „Die Pusteblume“ gehen, beschloss sie mit Unterstützung ihrer Mutter, einigen anderen Eltern und Kindergartenkindern den Losverkauf „mal so richtig“ anzukurbeln. An drei Wochenenden, organisierten sie einen kleinen Verkaufsstand vor dem Röttgener Edeka, an dem es beim Kauf von 10 Losen einen selbstgebacken Muffin gratis dazu gab. Für Lilli Bauch und ihre Helferinnen war es eine Herzensangelegenheit. Mit ihrem immensen Engagement konnten sie den üblichen Losabsatz tatsächlich verdreifachen! Auch die Schülerinnen und Schüler des CvO zeigten in diesem Jahr großes Verkaufstalent. Rund 3000 Lose brachten sie für den guten Zweck unter die Leute.

 

Die Bereitschaft der jungen Leute sich aktiv für die Brauchtumspflege einzusetzen freut auch den Festausschuss: „In diesem Jahr konnten wir sage und schreibe 85 Prozent unserer Lose verkaufen. Das ist ein tolles Ergebnis“, zieht Kassenwart Stefan Zimmermann Bilanz. Bei diesem Bombenabsatz mussten Engpässe bei der Martinsbrotausgabe nicht befürchtet werden. Ganz im Gegenteil, blieb nach Abzug der Kosten eine ansehnliche Restsumme übrig, die der Festausschuss wie üblich als Spende zu gleichen Teilen an die Kindergärten und Schulen vor Ort vergibt.

 

So war es ein Fest des Teilens ganz im Sinne des Heiligen Martin, bei dem viel gegeben wurde:

Ehrenamtliches Engagement, die Freude am Brauchtum und einer lebendigen Gemeinde, Zeit und –ja, auch Geld.

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