Wenn der Bagger geht, kommen die Frösche

Life+Projekt schafft neue Amphibiengewässer im Kottenforst

Das Rehsprungmaar bei Bonn-Röttgen ist einer der bekanntesten Teiche im Kottenforst bei Bonn-Röttgen. Das sich dieses Gewässer auch nördlich des Waldweges fortsetzt, war dagegen kaum noch erkennbar. Dieser Teil war weitgehend mit Weiden zugewachsen und drohte zu verlanden. Der Verlust eines wichtigen Laichgewässers für die europaweit geschützten Amphibienarten Springsfrosch und Kammmolch war absehbar. Das LIFE+ Projekt hat in der ersten Februarwoche einen Bagger bestellt, um dies zu verhindern. Denn, es dauert nur noch wenige Wochen bis die Amphibien in ihre Laichgewässer in den Villewäldern zurückkehren. Das LIFE+ Projekt nutzt verbleibende Zeit bis zum Frühlingsbeginn, um im Kottenforst neue Amphibiengewässer anzulegen sowie vorhandene Teiche zu erweitern.

 

Die Villewälder mit ihren Laubwäldern und den vielen kleinen Teichen sind ein idealer Lebensraum für Kröten, Frösche und Molche. Sie leben am schattigen und feuchten Waldboden und kehren zur Laichzeit im Frühjahr in die Gewässer zurück. Ihre Larven entwickeln sich in den Stillgewässern, die die Jungtiere bereits im Sommer wieder verlassen.

 

„Wald und Wasser ist eine perfekte Kombination für viele Amphibienarten.“ betonte Frau Jungmann, Amphibienexpertin des LIFE+ Teams. „Im Kottenforst leben zehn Amphibienarten. Darunter auch Springfrosch und Kammmolch, die europaweit streng geschützt sind. Neben den Amphibien werden auch viele andere Wasserpflanzen und –tiere von den neuen Teichen profitieren.“

 

Die kleinen Teiche und Tümpel im Wald sind sehr dynamische Lebensräume. Durch absterbende Wasserpflanzen und das Falllaub der Wald- bäume verlanden sie mit den Jahren und gehen als Laichgewässer ver- loren. Das LIFE+ Projekt wirkt dieser Entwicklung durch die Anlage von 25 neuen Waldgewässern entgegen. Dabei hebt ein Bagger bis zu 150qm große und ca. 120cm tiefe Mulden aus.

 

Die Arbeiten erfordern eine enge Abstimmung zwischen dem Bagger- führer und der Mitarbeiterin des LIFE+ Projektteams, die die Baumaß- nahme ständig begleitet: „Die Baggerschaufel darf die wasserstauende Bodenschicht auf keinen Fall durchstoßen, da das

Wasser ansonsten versickert. Das ist Präzisionsarbeit.“

 

Anschließend erobert sich die Natur das neue Gewässer ohne weitere Unterstützung des Menschen zurück. Aus dem umgebenden Waldboden sickert das Wasser in die Mulden ein und es sammelt sich Niederschlagswasser. Die Samen der Wasserpflanzen werden von Vögeln herangetragen. Die Amphibien entdecken die neuen Gewässer innerhalb von zwei bis

drei Jahren.

 

Das LIFE+ Projektteam muss auch die Witterungsentwicklung genau beobachten. Wenn die Tage und Nächte wärmer und feucht werden, kann die Amphibienwanderung zu den Laichgewässern beginnen und Arbeit an den vorhandenen Gewässern muss sofort gestoppt werden. Um die Waldtiere nicht zu stören, werden die Bauarbeiten Ende Februar abgeschlossen, wenn die Brutsaison der Waldvögel beginnt.

 

Hintergrundinformationen:

Das LIFE+ Projekt "Villewälder – Wald- und Wasserwelten" setzt bis zum Jahre 2019 zahlreiche Naturschutzmaßnahmen zur Sicherung der Biologischen Vielfalt der bodenfeuchten Sternmieren- Stieleichen-Hainbuchenwälder um. Das Projekt wird vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft in Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Bonn / Rhein-Erft durchgeführt. Das Projektgebiet umfasst vier Natura2000-Schutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 4.378 ha im Kottenforst und in der Ville zwischen Köln und Bonn. Das Projektbudget in Höhe von 3,3 Mio. Euro wird jeweils zur Hälfte von der Europäischen Union und dem Umweltministerium Nordrhein-Westfalen finanziert. Ausführliche Projektinformationen finden sich unter www.villewälder.de.

LIFE+ ist ein Förderprogramm der Europäischen Union zur Unterstützung von Projekten im Umwelt- und Naturschutz und steht als Abkürzung für L’Instrument Financier pour l’Environnement.

Die Länder der Europäischen Union haben sich in der Flora-Fauna- Habitat-Richtlinie – kurz FFH-Richtlinie - und der Vogelschutzrichtlinie verpflichtet, das europaweite Schutzgebietsnetz „Natura 2000“ einzurichten. Hier werden die bedeutendsten Lebensräume wildlebender Tier- und Pflanzenarten in Europa geschützt.

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