Pfarrerin Beatrix Firsching - Vakanzvertreterin für den Pfarrbezirk Röttgen Ückesdorf im Interview

Beatrix Firsching kommt am 1. Oktober 2016 (Foto: Schafgans)
Beatrix Firsching kommt am 1. Oktober 2016 (Foto: Schafgans)

10 Fragen an die Neue

Ab 1. Oktober 2016 wird Pfarrerin Beatrix Firsching die Vakanzvertretung in der evangelischen Pfarrgemeinde am Kottenforst antreten. Nach einer einjährigen Probezeit, die dem näheren Kennenlernen dienen soll, wird darüber entschieden werden, ob Frau Firsching die Pfarrstelle erhält. Wer aber ist die Neue und mit welchen Erwartungen kommt sie nach Röttgen?

 

1983 in Bonn geboren, wuchs Firsching ganz in der Nähe am Brüser Berg auf. Ihre Berufung zum Dienst in der Kirche fand sie vergleichsweise spät. Nach dem Abitur, das sie am Helmholz-Gymnasium machte, studierte sie Musik und schloss ihr Studium an der Musikhochschule in Köln mit dem Examen zur Konzertpianistin ab. Bereits als 12-jährige trat Firsching –damals noch

unter ihrem Mädchennamen Beatrix Klein- solistisch und kammermusikalisch auf. Nach ihrem Studium folgten zehn Jahre lang weltweite Auftritte der mit zahlreichen Preisen dotierten Pianistin, bevor sie sich dem Theologiestudium mit dem Berufswunsch Gemeindepfarrerin zuwandte. Am 26. Juni 2016 erhielt Firsching in der Auferstehungsgemeinde am Venusberg die Ordination als Pfarrerin in den lebenslangen Dienst. Beatrix Firsching ist verheiratet und hat zwei kleine Kinder.

 

1. Frau Firsching, die Berufung zum Dienst in der Kirche hat sie erst spät ereilt – man könnte vielleicht auch sagen, war zweite Wahl. Wie kam es zur Wandlung von einer erfolgreichen Konzertpianistin hin zur Gemeindepfarrerin?

Irgendwann habe ich gemerkt, dass mir auf der Bühne der enge Kontakt zu den Menschen fehlt. Als Pianistin tritt man zwar vor einem großen Publikum auf, aber man kommuniziert nur über die Musik mit den Menschen. Das war mir auf Dauer einfach zu wenig. Ich wollte auch über das Wort mit Menschen in einen lebendigen Kontakt treten.

Ich bin stark von einer Kölner Gemeinde geprägt worden. Pfarrer und Gemeindeleben dort haben mich tief beeindruckt und begeistert. Plötzlich wusste ich einfach: DAS ist es. So habe ich auch mein Theologiestudium mit dem einzigen Ziel Gemeindepfarrerin zügig absolviert und auch das anschließende Vikariat in der Auferstehungskirche auf dem Venusberg.

 

2. Wo liegt für Sie die Verbindung zwischen der Musik und dem Glauben?

Sowohl die Musik als auch der Glaube haben etwas Transzendentes. Bei beidem erlebt man etwas schwer Fassbares. Menschen sind ergriffen und begeistert, ohne es wirklich in Worte fassen zu können. Im alltäglichen Leben unterhält man sich ja nicht unbedingt über die Musik oder den Glauben, so dass wir im Allgemeinen unsicher und ungeübt darin sind, wie man das Gefühlte in Sprache ausdrücken und sich darüber verständigen kann. Hier sehe ich eine meiner wesentlichen Aufgaben als Pfarrerin.

 

3. Fassen wir kurz zusammen: Sie sind erfolgreiche Konzertpianistin und haben als solche auch im Ausland konzertiert. Zudem haben sie ein Theologiestudium in der Mindeststudienzeit abgeschlossen und die Ordination zur Pfarrerin erhalten, gleichzeitig sind Sie Ehefrau und Mutter zweier Kinder. Welche Aussage trifft am ehesten auf Sie zu?

Ich bin…

a) Ein Wunderkind, b) ein workaholic, c) ein leidenschaftlicher Mensch, mit einer guten Portion Ehrgeiz, d) einfach nur gut organisiert

Ich bin gut organisiert. Ich bin in meinem Auftreten oft forsch und schnell, aber ich plane gern voraus, um meine Aufgaben dann sorgsam und möglichst ohne Zeitdruck angehen zu können.

Als während meines ersten Examens meine erste Tochter zur Welt kam, kümmerten sich auch meine Eltern mit um meine Tochter. Meine Kinder sind von der gesamten Familie betreut worden. Das war eine große Erleichterung für mich und nur so war es mir möglich Studium, Vikariat und Familie unter einen Hut zu bringen.

Mit voller Leidenschaft, Hingabe, Konzentration und Begeisterung bin ich Seelsorgerin; ein Bereich meines Berufes, der gern in Vergessenheit gerät. Mir ist es aber sehr wichtig, dass Pfarrer qua Amtes, die Zeit und Ausbildung erhalten, sich den Menschen einzeln zuwenden.

 

4. Man darf also bei Ihnen klingeln; gehen auch Sie an den Türen der Menschen hier klingeln?

Oh ja, den Anfang mache ich bei den Konfirmandenfamilien und den Eltern der Kindergartenkinder.

 

5. Ergänzen Sie den Satz: Gemeinde ist für mich…

…eine Begegnung von Menschen, an einem Ort. Gemeinde ist für mich eine Heimat.

 

6. Ergänzen Sie den Satz: Eine Predigt muss….

…sich auf das Wort Gottes beziehen und muss von der Gegenwart sprechen.

 

7. Wo möchten Sie – neben der Seelsorge- weitere Schwerpunkte in Ihrer Gemeindearbeit setzten?

In einer von jungen Familien dominierten Gemeinde wie dieser ganz sicher auch in der Kinder- und Jugendarbeit. Vielleicht lässt sich der Kindergarten noch mehr als bisher in die Gemeinde integrieren und auch die Familien im Neubaugebiet möchte ich von Anfang an gleichberechtigt in unser Gemeindeleben einbeziehen. Wie das im Einzelnen aussehen wird, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Noch fehlen mir genauere Informationen zu eventuell bereits vorhandenen Konzepten und noch offen Wünschen. Klassiker wie z.B. den Kinderbibeltag wird es natürlich auch weiterhin geben.

 

8. Ihre musikalischen Schwerpunkte liegen im klassischen Bereich, der ja hier in Röttgen u.a. mit dem Kammerorchester Röttgen und dem Kammerchor bereits gut bedient ist. Können Sie sich vorstellen musikalische Kontrapunkte zu setzten?
Ich selbst nicht, nein. Dazu bin ich zu sehr in der Klassik verortet. Gespräche mit unserer Kantorin Anke Lehmann und den anderen musikalischen Gruppen und Vereinen stehen aber noch an.

 

9. Jörg Zimmermann war 22 Jahre Pfarrer dieser Gemeinde. Er ist bei allen u.a. aufgrund seines überaus großen Engagements sehr geschätzt und beliebt. Der Abschied wird vielen nicht leicht fallen. Sie treten ein schweres Erbe an.

Ja und nein. Es ist ganz normal, dass die Gemeinde einen längeren Zeitraum benötigt, um Abschied von Pfarrer Zimmermann zu nehmen und sich an einen vollkommen anderen Menschen wie mich zu gewöhnen. Andererseits bin ich glücklich, eine so lebendige Gemeinde übernehmen zu dürfen, in der die Menschen offensichtlich Spaß daran haben Gemeinde zu sein. Ich schätze Pfarrer Zimmermann sehr dafür, wie er es geschafft hat, dass sich diese Gemeinschaft auch eng mit der Person des Pfarrers verbunden fühlt. Ich halte das für wesentlich in einer Gemeinde und möchte das weiter pflegen.

 

10. Was wünschen Sie sich von der Gemeinde?

Ich wünsche mir Offenheit. Alle Gemeindemitglieder sind herzlich aufgefordert jederzeit an mich heranzutreten und das Gespräch mit mir zu suchen. Konstruktive Kritik, das Äußern von Wünschen und Bedürfnissen ist mir stets willkommen und würde mir insbesondere in meiner Anfangszeit den Einstieg in die Gemeinde erleichtern.

 

Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Start in unserer Gemeinde und, dass Sie mit Ihren Ideen und Impulsen auch weiterhin das Gemeindeleben bereichern.

Herzlichen Dank für dieses Interview.

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