Erste Zacheia auf Röttgener Kirmes verurteilt

Es war wohl der emotionalste Prozess, den die zahlreichen Besucher im Röttgener Gerichtssaal je miterlebt haben. Nur selten wird in einer Verhandlung um den Zacheies so deutlich, wie eng Freud und Leid beieinander liegen. Der Angeklagte, der im letzten Jahr noch freigesprochen wurde, stand erneut wegen zahlreicher Vergehen vor Gericht. Bei der Aufklärung des Falles und der Urteilsfindung ging es auf typisch rheinische Art hoch her. Den milden Urteilsspruch hatte Karl Hubert Zacheies jedoch nicht zuletzt den Händen seines verstorbenen Erbauers zu verdanken, zu dessen Ehren u. a. eine Schweigeminute im Gerichtssaal eingelegt wurde. Keine Gnade kannte das Gericht für Frau Dr. Zacheia aus Ippendorf, die den Röttgener Zacheies offensichtlich für ihre Intrigen einspannte.

 

Dreister Diebstahl veranlasst Richter Zimmermann zu deutlichen Worten

Es hat nicht lange gedauert, da war der Zacheies entführt. Wieder einmal entpuppten sich abtrünnige Festausschussmitglieder als die Entführer des schuldbeladensten Mannes Röttgens. Nur gegen eine exorbitante Lösegeldforderung konnte der Vorstand des Festausschusses den Röttgener Karl Hubert Zacheies auslösen, um ihm dem Gericht zu übergeben. Richter Stefan Zimmermann sprach in diesem Zusammenhang, von den Festausschussmitgliedern von einer „regelrechten Saubande“. Eine sprachliche Entgleisung, die entweder seinem übermäßigen Ärger über diese unhaltbaren Zustände oder einer möglicherweise leichten Alkoholisierung zuzuschreiben ist, und die so gar nicht zu dem sonst derart besonnenen Richter passen will.

 

Orden für solidarischen Helfer geht an Meckenheimer Nichtmitglied

Staatsanwalt David Sonntag nahm die nebulösen Ausschweifungen in den Reihen des Festausschusses zum Anlass Herrn Jürgen Schneider noch vor Prozessbeginn zu ehren. „Ich möchte hier die Gelegenheit nutzen, Herrn Schneider in aller Öffentlichkeit für seine Verdienste rund um die Röttgener Kirmes mit einem Orden auszuzeichnen“, sagte Sonntag. Seit Jahren helfe Schneider beim Auf- und Abbau des Festzeltes sowie der anderen Stände und räume an den Kirmestagen sogar bis in die Nacht hinein mit auf. „Und das, obwohl Herr Schneider gar kein Röttgener ist!“ stellte Sonntag lautstark fest. Mehr noch: Der Mann wohne in Meckenheim und sei nicht einmal Mitglied im Festausschuss. Wenn auch sonst zwischen Staatsanwalt Sonntag und dem Verteidiger Joachim Stamp vor Gericht unverkennbare Dissonanzen vorherrschen, fanden beide in diesem Fall nur wohlwollende Worte für die Verdienste Jürgen Schneiders, der es übrigens wie kein anderer versteht auch seine Frau für die Arbeit an den Kirmestagen zu begeistern und einzuspannen. Ob Schneider tatsächlich dem Image des Saubermanns entspricht, oder ob ihn nicht vielmehr eine heimliche Komplizenschaft mit dem angeklagten Zacheies verbindet, blieb ungeklärt. Aber warum sonst hätte er noch vor Prozessbeginn versuchten sollen, Arm in Arm mit dem Angeklagten unauffällig das Weite zu suchen?

 

Kaum Hoffnung auf Freispruch angesichts schwerwiegender Anklagepunkte

Nur der Aufmerksamkeit des Richters war es zu verdanken, dass der Fluchtversuch vereitelt werden und Staatsanwalt Sonntag seine Anklagepunkte gegen den Zacheies hervorbringen konnte. Der Angeklagte wurde folgender Vergehen beschuldigt:

 

1. Den Abstieg der ersten Mannschaft des SV Rot-Weiß Röttgen in die 10te Liga herbeigeführt
    zu haben, indem er Goalgetter Wolfram Wagner vor den Spielen derart alkoholisiert habe,
    dass dieser immer nur das falsche Tor getroffen hat

2. Stefan Zimmermann in seiner Funktion als Vorstandsmitglied des Festausschusses,
    dahingehend manipuliert zu haben, dass dieser bei der Kirmeseröffnung vergaß, den
    Vorsitzenden des Sportvereins Rot-Weiß Röttgen, Peter Altendorf zu begrüßen

3. Den allseits beliebten Pfarrer Jörg Zimmermann nebst Frau an die Nordseeküste, den
    Plattdeutschen Strand vergrault zu haben

4. Die Schmetterlingsbahn, deren Zentrifugalkraft seit jeher Annäherungsversuche zwischen
    den Geschlechtern beschleunigt oder gar initiiert hat, von der Kirmes verbannt zu haben

5. Die Chancen von Lena Schöneberg auf eine Olympische Goldmedaille im modernen
    Fünfkampf durch die Wahl eines bockigen Pferdes vereitelt zu haben – und zwar so
    gründlich, dass am Ende gar keine Medaille für die Athletin heraussprang

6. Den Kühlwagen auf der Kirmes kaputt gemacht zu haben, so dass das darin gelagerte
    Fleisch bei der Hitze verdarb

Selten waren Anklagepunkte so zahlreich und schwerwiegend.

 

Eloquentes Plädoyer von Anwalt Stamp konnte nicht von Mitschuld des Zacheies ablenken Selbst für Staranwalt Stamp war dieser Fall eine harte Nuss. So wies sein Plädoyer zugunsten des Angeklagten erhebliche Schwachstellen auf. Immer wieder verlor er sich in Mutmaßungen: den Abstieg der Fußballmannschaft führte er auf die widrigen Platzverhältnisse zurück. „Sie werden sehen, wenn erst der Kunstrasenplatz verlegt ist, wird der RWR bis in die Championsleague aufsteigen!“, bemühte er sich den Anwesenden zu suggerieren. Auf die Frage wer, wenn nicht Röttgens Topspieler -ganz gleich in welchem Zustand- mit den so selten gewordenen Ascheplätzen zurecht kommen sollte, hatte Stamp keine Antwort. Auch die Anklagepunkte eins und zwei konnte Stamp nicht vollständig entkräften. Einzig die fehlende Schmetterlingsbahn ging nachweislich nicht auf die Kappe des Zacheies. EU-Normen verhindern nämlich die weitere Inbetriebnahme dieses Fahrgeschäftes, was auch den Austritt der Engländer erkläre und ihn irgendwie verständlich mache, so Stamp.

Auch seine Argumente, dass sein Mandant immerhin für schönes Kirmeswetter gesorgt habe und sich eindringlich für die Realisierung eines Heimatmuseums einsetze, halfen nichts. Dass Karl Hubert Zacheies am Ende für nur vermindert schuldfähig angesehen wurde, war zwei Zeuginnen zu verdanken, die in letzter Minute beweisen konnten, dass der Angeklagte unter dem Einfluss einer Psychologin aus Ippendorf mit zweifelhaftem Ruf stand. Frau Dr. Zacheia habe den Röttgener Zacheies auf subtile Art und Weise für ihre Machenschaften eingespannt.

 

Heitere Verhandlung mit stillem Abschied

In einem Schnellgericht wurde, die von der Dorfsicherheit (DOSI) gefasste Zacheia, die im Übrigen so hässlich war, dass man sie nur mit einem Sack über dem Kopf präsentieren konnte, zum Tode durch Verbrennen verurteilt. Karl Hubert Zacheies dagegen soll den Rest seines Lebens als Exponat im geplanten Heimatmuseum verbringen und allen Besuchern von der Röttgener Kirmes erzählen. In der Urteilsbegründung machte Richter Zimmermann neben der verminderten Schuldfähigkeit des Angeklagten, die Tatsache geltend, dass dieser Zacheies das Gesellenstück, des in diesem Jahr tödlich verunglückten, Dieter Schirra sei. „Dieser Zacheies ist der schönste und auch der intelligenteste, den wir je in Röttgen hatten. Es ist der erste, den unser Freund und langjähriges Vorstandsmitglied im Festausschuss, Dieter Schirra maßgeblich gefertigt hat. Als Andenken an seine Verdienste und den unermüdlichen Einsatz auf der Kirmes, im Karneval, bei St. Martin und allen anderen Festivitäten soll sein Zacheies in unserem zukünftigen Heimatmuseum aufbewahrt und gepflegt werden“, erläuterte Zimmermann.

 

Bevor die Jugendfeuerwehr Frau Dr. Zacheia zur Urteilsvollstreckung abführen konnte, rief Bandleader Johannes Schmitz, dessen Band („De Kölsche Jung vun dr Ahr“) schon seit Jahren auf der Röttgener Kirmes aufspielt, zur Besinnung und einer Schweigeminute auf. Mit Trude Herrs Lied „Niemals geht man so ganz“ nahmen alle im vollbesetzten Festzelt Abschied von Einem, der am Ende vermutlich schon ungeduldig in typisch rheinisch, pragmatischer Art gesagt hätte: „Nu maat nit esu lang. Loß mer de Pupp endlich verbrenne.“

 

Bilder vom Tag hier.

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