20 Jahre Ü-Dötzchen: "Super Fest eingeklemmt zwischen zwei Wolken"

Ückesdorf. „Ich lieb´ den Sonnenschein…“ sangen die Ü-Dötzchen bei ihrem Musical, dass sie zur 20-Jahr-Feier ihres Kinder-gartens aufführten, während in der Ferne leiser Donner grollte. Zwar konnten sie den Regen nicht ganz vertreiben, aber immerhin das befürchtete große Unwetter blieb aus. So verlief die Jubiläumsfeier des Ückesdorfer Kindergartens „Ü-Dötzchen“, der sich 1992

aus einer Elterninitiative heraus gründete und 1996 seine Türen für 50 Drei- bis Sechsjährige des öffnete, mit nur einer kurzen Regenpause beinahe planmäßig. Als Erzieherin ebenfalls 20

Jahre bei den Ü-Dötzchen mit von der Partie ist Andrea P.. Auch ihr Dienstjubiläum wurde an diesem Tag gebührend gefeiert.

 

Highlight des Festes war das selbsterdachte Jahreszeiten-Musical. „Jedes unserer 50 Kinder hat eine oder sogar mehrere Rollen übernommen“, erzählt die Leiterin des Kindergartens, Gisela Lawrence. „Der jahreszeitliche Wandel der Natur und wie sich die Tiere und auch die Kinder in unserem Kindergarten darauf einstellen sind immer ein großes Thema bei uns. Dies und auch die traditionellen Feste im Jahresverlauf haben wir in unserem Musical  erarbeitet.“ So waren die Kinder in ihren Rollen als Frühlingselfen, Mäuse, Igel, Vögel und weiteren heimischen Tieren, als Herbstkönig oder Eisköniginnen, sprechender Apfelbaum und auch als Schneemann oder Zugführer die Stars des Tages. Mit großer Hingabe schlüpften die kleinen Schauspieler in ihre Rollen und sangen und tanzten vor einer ungewohnt großen Zuschauermenge aus stolzen Eltern und Großeltern sowie zahlreichen ehemaligen Ü-Dötzchen.

 

Für den instrumentalen Background sorgte ein Eltern-Quartett mit Keyboard, Geige, Querflöte und Blockflöte, während Kita-Leiterin Gisela Lawrence als Erzählerin durch das Musical führte, für das alle Beteiligten vor und hinter den Kulissen mit viel Applaus belohnt wurden. Wie sehr sich die Erzieherinnen gemeinsam mit den Kindern und den Eltern für die Aufführung ins Zeug gelegt hatten zeigte sich auch an den originellen Kostümen, den Tiermasken sowie die vielen anderen Requisiten, die sie in wochenlanger, fleißiger Handarbeit gefertigt hatten. Insbesondere das Bühnenbild (die Fassade eines Fachwerkhauses mit einem großen Tor inmitten einer idyllischen Hügellandschaft aus grünen Wiesen mit bunten Blumen) wusste in seiner Größe und mit vielen kleinen Details zu beeindrucken. „Eigentlich hatten wir für jede Jahreszeit ein eigenes Bühnenbild im Petto. Aber aufgrund der unsicheren Witterungsbedingungen haben wir heute nur eins aufgebaut“,

bedauert Lawrence.

 

Eine weitere Attraktion war die Ankunft der freiwilligen Feuerwehr Röttgen, die mit ihrem großen Löschfahrzeug und kurzen Begrüßungs-Tatütata sowie Blaulicht vorfuhr. Schnell eroberten die Kinder das Fahrzeug und ließen sich von den Feuerwehrleuten die Einsatzgeräte zeigen und erklären. Richtig Spaß hatten Groß und Klein sie dann auch noch als sie selbst die Spritze bedienen durften. Im Gartengelände des Kindergartens konnten die Kinder sich austoben und sogar auf Schatzsuche gehen. Reger Betrieb herrschte auch auf der

Rollrutsche, die eigens zur Feier des Tages aufgestellt worden war. Darüber hinaus gab es kreative Angebote für jede Altersstufe: Die Kinder konnten kleinere Figuren aus Knete ausstechen oder nach eigenen Vorstellungen per Hand modulieren, bunte Bälle filzen, coole Papierflieger falten, farbenfrohe Kreisel basteln oder sich nach Lust und Laune mit geschickten Pinselstrichen zu einer Maus, einer Prinzessin oder einem Sternenhimmel schminken lassen – der Fantasie waren hier keine Grenzen gesetzt.

 

Grenzenlos schien auch das Buffet, zu dem jede Familie beigetragen hatte. Von herzhaft bis süß gab es hier einfach alles. Kühles Kölsch vom Fass und reihenweise Grillwürstchen machten die Gaumenfreuden perfekt.

 

Andrea P. – eine Konstante über 20 Jahre

Perfekt scheint für Erzieherin Andrea P. auch ihr Arbeitsplatz in der Ückesdorfer Kita. Mit ihren 20 Dienstjahren ist sie wahrhaftig das Urgestein unter den Ü-Dötzchen-Pädagogen. Nach wie vor wird sie als Leiterin der Wolkengruppe sowohl von den Eltern als auch von den Kindern sehr geschätzt. Als Dank für die liebevolle Betreuung und Förderung der Kinder über zwei Jahrzehnte hinweg, gab es eine große Schatzkiste, deren Inhalt so schwer war, dass gleich sechs Kinder nötig waren, um sie zu überreichen. Heimlich hatten Kinder, Eltern und das übrige Erziehrinnenteam die Überraschungskiste mit allerhand Basteleien, Fotos, Gedichten, einem Gemeinschaftsgeschenk von Elternvorstand und –rat und vielen weiteren persönlichen Dingen gefüllt. Zudem hatten die Kinder für ihre Erzieherin eine riesige Torte gebastelt und liebevoll verziert. Und auch beim Auspusten der zahlreichen Kerzen halfen sie gerne mit.

 

Eigentlich mag Andrea P. den Rummel um ihre eigene Person nicht, sagt sie –gefreut habe sie sich aber trotzdem sehr, lacht sie froh. Und was sagt sie selbst zu ihrem Dienstjubiläum? „Es waren schöne 20 Jahre und auch wenn man denkt, man kenne alles, ist es doch Jahr für Jahr wieder anders: Neue Kinder kommen zu uns, Gesetzte ändern sich, neue Eltern bringen weitere Impulse ein, die wir in unserer Arbeit mit den Kindern aufgreifen und umsetzen. Das alles hält die Aufgabe hier immer wieder interessant. Geblieben bin ich auch, weil das Verhältnis zwischen den Erziehern, Eltern, dem Elternvorstand und –rat immer sehr kollegial und von Respekt geprägt war und ist.“ Mittlerweile hat Andrea P. elf Kolleginnen kommen und gehen sehen. „Seit einem Jahr habe ich eine neue Kollegin“, verrät sie, „ und man glaubt es kaum, die war schon als Kind in meiner Gruppe.“ Ob sie bei den Ü-Dötzchen in Rente geht, weiß Andrea noch nicht, ein Ende ihrer Dienstjahre hier sei aber noch nicht in Sicht.

 

Ganz anders die Jubiläumsfeier, die ein Besucher unter zustimmendem Nicken der Umstehenden folgendermaßen auf den Punkt bringt: „Super Fest zwischen zwei Wolken geklemmt.“

[Weitere Fotos gibt es hier.]

20 Jahre Elterninitiative „Ü-Dötzchen“ im Überblick

Die Kindertagesstätte „Ü-Dötzchen“ e.V. hat sich 1992 aus einer Elterninitiativer heraus gegründet. Vier Jahre lang verfolgten die Gründer ihr Ziel beharrlich im kinderreichsten Stadtteil Bonns eine Kita als sozialen Treffpunkt mit kompetenter pädagogischer Begleitung für die Jüngsten einzurichten. Im Juni 1996 war es dann endlich soweit: in das Gebäude, das nach dem „Bonner Architektenmodell“ gebaut wurde, zogen zwei Gruppen mit je 25 Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren ein. Seither liegt die Verantwortung für den Fortbestand des Kindergartens in der Hand der Eltern, die das Kindergartenleben zudem aktiv mitgestalten. So schenkt jede Familie dem Kindergarten ein bestimmtes Stundenkontingent, um durch Eigenleistung z.B. die Kosten für Gärtner oder Handwerker möglichst gering zu halten. Dabei steht neben der Kostenminimierung das gemeinschaftliche Handeln auch als Vorbild für die Kinder im Mittelpunkt. Neue Ideen und auch das aktive Einbringen eigener Fähigkeiten z.B. in Form von Experimentierstunden füllt das von den Eltern getragene pädagogische Konzept mit zusätzlichem Leben. „Die Eltern mit dem Elternrat und -vorstand bilden gemeinsam mit unseren derzeit fünf pädagogischen Fachkräften ein verlässliches Team, das eng zusammenarbeitet“, berichtet Lawrence. Selbst die Kleinsten haben ein Mitentscheidungsrecht bei der Tagesgestaltung. „Es ist uns ganz wichtig, dass die Kinder sich als selbstwirksam erleben und sich ernst genommen fühlen. Das Leben selbst in die Hand nehmen und gestalten, ist ein wesentlicher Grundgedanke unseres Konzepts“, so Lawrence weiter.

 

Dass hier seit 20 Jahren eine starke Einheit die Geschicke des Kindergartens lenkt, zeigte sich nicht zuletzt bei der Jubiläumsfeier, in die sich neben Eltern, Betreuern und den Kindern auch ehemalige Ü-Dötzchen bei den angebotenen Aktivitäten einbrachten. Vieles hat sich mit den Jahren verändert und weiterentwickelt.

 

Mit dem Kinderbildungsgesetz (Kibiz), das 2008 in Kraft trat mussten sich auch die Ü-Dötzchen auf flexiblere Öffnungszeiten sowie Maßnahmen zur Förderung der Sprachentwicklung einstellen. So wurde aus der anfänglichen Vormittagsbetreuung ein Ganztagsbetrieb mit 45 Stunden-Plätzen für 21 Kinder und neunzehn 35-Stunden-Plätzen. Damit einher ging die Verpflichtung eines Caterers, der täglich 40 Mittagessen für die Kinder

liefert. Da die Räumlichkeiten nicht für eine so große Anzahl Mittagskinder ausgelegt sind, essen die Kinder nacheinander in zwei Gruppen. „Das Team ist hier sehr gefordert, um eine gemütliche und entspannte Essenssituation zu gewährleisten. Auch die Ruhepause im Anschluss daran fordert viel pädagogisches Geschick und Erfahrung. Bisher haben wir das aber immer gut hinbekommen“, beschreibt die Leiterin die veränderte Situation.

 

Variationen gibt es von Zeit zu Zeit auch bei den Scherpunktthemen, die auf spielerische Art mit den Kindern behandelt werden. „Demnächst wird der Kinderschutz ein wichtiges Modul sein“, kündigt Lawrence an. Alles, was Kinder stark macht und auch das Nein-Sagen dürfen, steht dann –neben vielen weiteren Projekten- auf dem Programm.

 

Größere bauliche Aktionen stehen für die Sommerferien auf dem Plan. Das Außengelände soll in Teilen zu einer Hügellandschaft mit Tunneln umgestaltet werden. Auf einer separaten Fahrbahn sollen Bobbycars und Dreiräder freie Fahrt durch den Garten erhalten und auch die Rutsche soll nach den Ferien nicht mehr dieselbe sein. Im Innenbereich dürfen sich die Kinder auf eine neue Küche freuen.

 

Viel Engagement, Flexibilität und Ideenreichtum der Eltern sowie der pädagogischen Fachkräfte haben dazu geführt, dass die Ü-Dötzchen nicht mehr aus Ückesdorf weg zu denken sind.  Dies zeigt sich im Besonderen auch durch die alljährliche Organisation des Ückesdorfer St. Martinszuges, die Auftritte der Kinder bei den Seniorencafés im Ort, sowie der Teilnahme am Kinderkarnevalszug.

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