Die Notfallmappe: Erste Hilfe und Handlungsdirektive für Angehörige

Petra Mellinghoff spickt ihre Vorträge mit vielen Fallbeispielen, die sehr anschaulich zeigen worauf es ankommtund was zu bedenken ist. Foto: Privatbüro Plus GmbH
Petra Mellinghoff spickt ihre Vorträge mit vielen Fallbeispielen, die sehr anschaulich zeigen worauf es ankommtund was zu bedenken ist. Foto: Privatbüro Plus GmbH

Eben noch mitten im Leben, plötzlich auf der Intensivstation, möglicherweise monatelang. Das ist kein Einzelfall, jeden kann es treffen. Um Angehörige in dieser Situation zu unterstützen, sollte man die wichtigsten Informationen übersichtlich in einer Mappe zusammentragen. Doch wo fängt man an und wo hört man auf? Regelmäßig macht Petra Mellinghoff, Geschäftsführerin der Privatbüro Plus GmbH in ihren Vorträgen genau darauf aufmerksam und erklärt, warum eine Notfallmappe so wichtig ist und was alles in sie hinein gehört.

 

Jeder sollte sie haben, denn im Ernstfall erspart sie Zeit und Nerven

Spätestens im Rentenalter machen sich viele Gedanken darüber, wie es nach ihrem Tod weitergehen soll. Sie setzten ein Testament auf und ordnen bestenfalls noch ihre Papiere. Aber nicht jedem bleibt die Zeit dazu. „Ein Unfall, eine missglückte Operation oder ein Schlaganfall können Menschen mitten aus dem Leben reißen“, weiß Petra Mellinghoff aus langjähriger Praxis- und auch aus eigener Erfahrung. Angehörige stehen in einer solchen Situation unter großem psychischen Druck: neben der Sorge um einen lieben Menschen, müssen sie sich in kürzester Zeit einen Überblick über dessen Verträge, zu zahlende Rechnungen, Versicherungen, Bankverbindungen und die Besitzverhältnisse verschaffen sowie den Arbeitgeber verständigen. Oft müssen die notwendigen Informationen erst mühsam zusammengeklaubt werden.

 

Im Ernstfall erspart eine griffbereite Notfallmappe den Angehörigen dann Zeit und Nerven. In ihr sollten sämtliche persönlichen Unterlagen zu finden sein, von der Geburtsurkunde über Ausweisnummern bis hin zum Zeitungsabo. Die Mappe sollte zudem Auskunft geben über: wichtige Adressen, Passwortlisten, Unterlagen über den Gesundheitszustand sowie Kontaktdaten zum Hausarzt und dem Rechtsanwalt, das zuständige Finanzamt, Grundbucheinträge, Mietverträge, Versicherungen, Mitgliedschaften sowie Software-Seriennummern und PINs. „Selbst, wenn man dann alles beisammen hat, stellen viele Angehörige fest, dass ihnen die Hände gebunden sind, weil z.B. die Bankvollmacht fehlt“, gibt Mellinghoff zu bedenken.

 

Herzstück der Mappe – die Vorsorgevollmacht

Wer durch Krankheit, Unfall oder Pflegebedürftigkeit handlungsunfähig ist, braucht jemanden, der für ihn entscheidet. Qua Gesetz darf ohne Vollmacht niemand automatisch einspringen - weder die Eltern, Kinder noch der Ehegatte und erst recht nicht der unverheiratete Lebenspartner. „Wie wichtig es ist, eine Notfallmappe noch im Vollbesitz seiner Kräfte zu erstellen, zeigen diese Bestimmungen deutlich“, erläutert Mellinghoff und rät daher, in die Notfallmappe unbedingt auch eine Vorsorgevollmacht mitaufzunehmen. Mit ihr habe man es in der Hand, Vertrauenspersonen ein Handeln im eigenen Sinne zu ermöglichen. In der Vorsorgevollmacht können Betroffene eine oder mehrere entscheidungsbefugte Personen benennen und vermeiden so, dass im Ernstfall schon nach wenigen Tagen eine gesetzliche Betreuung eingesetzt wird, die weder mit den familiären Verhältnissen vertraut und darüber hinaus gehalten ist, alle erforderlichen Maßnahmen auf der Basis des geringsten finanziellen Aufwandes zu kalkulieren.

 

Mit der Urkunde kann unter anderem der Gesundheitsbereich – wer entscheidet über OP, lebenserhaltende Maßnahmen, Pflegeheim und Weiteres – abgedeckt werden. Außerdem kann sie für Verträge, Immobilien und Bankangelegenheiten eingesetzt werden oder was dem Vollmachtaussteller sonst noch wichtig erscheint. Eine Vorsorgevollmacht ist aufgrund der Gesetzeslage für ältere Menschen ebenso wie für Erwachsene ab dem 18. Lebensjahr empfehlenswert.

 

Vorsicht bei standardisierten Vorsorgevollmachten

Von standardisierten Vorsorgevollmachten aus dem Internet rät Mellinghoff jedoch ab. Denn, es gibt keinerlei gesetzliche Vorgaben, wie genau eine Vorsorgevollmacht auszusehen hat. Der Spielraum für Formulierungsmöglichkeiten ist damit schier unendlich. Im Internet findet sich entsprechend eine Vielzahl höchst unterschiedlicher Vordrucke. Diese seien sehr generell gehalten und gehen in der Regel nicht auf die individuellen familiären Verhältnisse ein, seien also bestenfalls als Erstorientierung geeignet, erklärt Mellinghoff ihre Bedenken. Je überlegter wichtige Details geregelt sind, desto sicherer ist die Generalvollmacht. „Um einem juristischen Tauziehen, aufgrund ungenauer Formulierungen zuvor zu kommen, macht eine individuelle Beratung bei einem Rechtsanwalt oder einem Notar auf jeden Fall Sinn“, ergänzt Mellinghoff.

 

Sicher aufbewahrt und jederzeit griffbereit

Wie und wo aber bewahrt man die Notfallmappe am besten auf? Zum Schutz der sensiblen Daten, empfiehlt es sich, den Ordner so zu verpacken, dass eine unbefugte Einsichtnahme auf den ersten Blick erkennbar ist. Seien Sie kreativ: Schlagen Sie Ihren Ordner in Geschenkpapier ein, umwickeln ihn und binden Sie ihn mit einer Kordel fest zu. Versiegeln Sie ihn oder was immer Ihnen sonst noch einfällt. Aufbewahrt werden sollte die Notfallmappe an einem sichern Ort in der Wohnung oder außerhalb der eigenen vier Wände bei einer Vertrauensperson. Wichtig ist, dass Ihre Vertrauten über den Aufbewahrungsort informiert sind, und jederzeit auf die Dokumente zugreifen können. „Aber“, so Mellinghoff, „die Notfallmappe sollte, spätestens alle zwei Jahre überprüft und gegebenenfalls aktualisiert werden.“

 

Hilfe beim Papierkram

All das macht deutlich, dass eine Notfallmappe nicht von heute auf morgen erstellt ist. Daher appelliert Petra Mellinghoff : „Schieben Sie das Thema nicht auf die lange Bank, überlegen Sie genau wer ihre Angelegenheiten im Notfall für Sie regeln soll, holen Sie sich fachmännischen Rat und vor allem regeln Sie Ihre persönlichen Angelegenheiten, so lange Sie die Kraft dazu haben.“ Diese und viele weitere nützliche Tipps gibt Petra Mellinghoff in ihren regelmäßig stattfindenden Vorträgen oder auf Anfrage. Für Menschen, denen der private Papierkram zur Last wird, bietet Mellinghoff mit ihrem Privatbüro Plus Dienstleistungen rund um die private Verwaltung an. Zudem verfügt die Unternehmerin über ein ausgedehntes Netzwerk von unterschiedlichen Fachleuten im privaten Lebensbereich, die sie bei Bedarf schnell vermitteln kann.

Sie haben Fragen und /oder Sie wollen mehr erfahren?

Der nächste Vortrag "Der leidige Papierkram - eine Mappe für den Notfall erstellen" findet statt am 2. März 2016 um 18.00 Uhr in den Räumen der Privatbüro Plus GmbH, Herzogsfreudenweg 1, 53125 Bonn-Röttgen

Die Teilnahme ist kostenfrei, um vorherige  Anmeldung wird gebeten unter:

Tel.: 0228 /24 33 17 77

info@privatbüro-plus.de

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