Turnhalle als Flüchtlingsunterkunft: RWR ringt um Freizeit- und Wettkampfsport

Symbolbild
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Für viel Aufruhr und Unmut sorgt derzeit die geplante Belegung der Bonner Sporthallen mit Flüchtlingen. Auch die Turnhallen des Carl-von Ossietzky-Gymnasiums stehen auf der Belegungsliste der städtischen Sporthallen weit oben. Um Ostern könne es hier soweit sein, befürchtet Peter Altendorf, 1. Vorsitzender des Sportvereins Rot-Weiß Röttgen (RWR). Einen genauen Termin gibt es bisher noch nicht. Für Altendorf drängt nun die Zeit, will er das Sportangebot des Vereins zumindest in Teilen aufrechterhalten. Momentan stellt sich die Situation von Rot-Weiß Röttgen wie folgt dar:

Von der Belegung der Turnhallen des CvO besonders betroffen sind die komplette Turnabteilung des Vereins mit 350 Aktiven, die Volleyballer mit 250 Spielern sowie die gesamten Fitnesskurse, die von rund 180 Mitgliedern genutzt werden. Bei einer Gesamtmitgliederzahl von 1100 sind rund 71 % der Vereinsmitglieder von der Schließung der Hallen betroffen. Viel Zeit zu lamentieren hat Peter Altendorf angesichts der Zahlen nicht und so läuft seine Suche nach Ausweichmöglichkeiten auf Hochtouren. Zwar gäbe es noch einige freie Kapazitäten in der Turnhalle der Schlossbachschule, die reichten aber bei weitem nicht aus, zumal die Röttgener Halle auch für den Schulsport des CvO als einzige Alternative bleibt, resümiert Altendorf. „Dennoch, wenn alles so klappt wie ich mir das auf dem Papier zurechtgelegt habe, könnten zumindest alle sechs Fitnesskurse weiterhin stattfinden.“, sagt er. Allerdings müssten Übungsleiter und Aktive terminlich flexibel sein und auch mit Einschränkungen rechnen. Die Kurse seien sehr beliebt und entsprechend gut besucht, so dass mit beengten Verhältnissen in der deutlich kleineren Halle der Grundschule zu rechnen sei. Kooperationsbereit hätten sich auch die beiden Kirchengemeinden gezeigt und Räumlichkeiten in ihren Gemeindezentren angeboten, die sich, wenn auch mit Einschränkungen, immerhin für den einen oder anderen Fitnesskurs eignen könnten.

 

Wettkampfsport droht das Aus

Deutlich schlechter sieht es für die Turnabteilung und die Volleyballer aus. „Rot-Weiß Röttgen ist der einzige Verein in Bonn, der Jungenturnen anbietet“, erklärt Altendorf die Situation. „Wir sind sehr stolz darauf, dass die Jungen, die aus dem gesamten Stadtgebiet zu uns kommen, seit drei Jahren im Ligabetrieb turnen. Hierfür sind aber genormte Sportgeräte vorgeschrieben, die es in der Sporthalle der Schlossbachschule nicht gibt“. Zwar hat der Verein in den letzten Jahren zahlreiche für das Wettkampfturnen vorgeschriebene Sportgeräte mit großzügiger Unterstützung der Sparkasse KölnBonn anschaffen können, die seien aber für die kleine Halle viel zu groß und passten zudem nicht in den vorhandenen Stauraum der Schule. Kurz: Ein Leistungs- bzw. Wettkampfturnen ist in der Sporthalle der Grundschule weder für das Jungen- noch für das Leistungsturnen der Mädchen möglich.

 

Und auch für die so erfolgreichen Volleyballmannschaften wird es über kurz oder lang eng. 14 der 16 Mannschaften trainieren in der Hardtberghalle und haben vermutlich noch eine Frist bis Juni (genau weiß man es nicht), bevor auch sie auf der Straße stehen. Allein schon

aufgrund der niedrigen Deckenhöhe ist die Röttgener Turnhalle für sie keine Option.

 

Hallenbelegung führt auch Integration durch den Sportverein ad absurdum

„Ich habe in all den Jahren als Vorsitzender des Vereins immer dafür gekämpft, dass keine Sportgruppen aufgelöst werden mussten und hoffe immer noch, dass es so bleibt“, sagt er, „aber in dieser Situation ist es mehr als schwierig.“ Sollte es nicht gelingen den Wettkampfbetrieb bei den Turnern und den Volleyballern aufrecht zu erhalten, rechnet Altendorf schon jetzt mit einem Mitgliederschwund, „der uns sehr weh tun würde“, sagt er. Es ist bitter die Grundvoraussetzungen für viele Sportarten entzogen zu bekommen, zumal der Sportverein auch seine Funktion bei der Integration von Flüchtlingen sehr ernst nimmt. So nehmen von den in Röttgen untergebrachten Flüchtlingen bereits rund 30 Jungen und Mädchen, Männer wie Frauen mit großer Freude an den Sportangeboten des Vereins teil.

 

„Der Stadt Bonn werfe ich vor, das Flüchtlings-Problem weder rechtzeitig erkannt noch intensiv über Lösungsmöglichkeiten nachgedacht zu haben und am Ende mal wieder zu spät reagiert zu haben“, ärgert sich Altendorf. So unterstützt Rot-Weiß Röttgen ein vom TKSV initiiertes Bürgerbegehren, zu dem es eine Online-Petition im Internet gibt. Ansonsten ist der

Röttgener Verein als Mitglied im Stadtsportbund vertreten, der sich Aschermittwoch zu einer außerordentlichen Vollversammlung trifft. Ob hier aber die Belegung der Hallen abgewendet werden oder ein Aufschub erwirkt werden kann, ist eher fraglich.

 

Schule setzt sich für Sicherung des Sportunterrichts ein

Die Situation des CvO dürfte offensichtlich sein. Die Sporthallen grenzen unmittelbar an den Schulhof und an das Schulgebäude, in dem auch der ökumenische Jugendtreff RAN! untergebracht ist. Lassen sich die Bereiche voneinander trennen oder fällt eventuell der untere Pausenhof weg? Wie soll die Schule die Pflichtsportstunden gewährleisten? Diese und weitere Fragen stehen im Raum. Die Schule darf wohl davon ausgehen, dass die Stadt bei einer Fremdnutzung der Hallen für die notwendigen Maßnahmen zur Sicherung des weiteren Schulbetriebes sorgt und Hilfe leistet beim Aufstellen  eines Konzepts zur weitgehenden Sicherung des schulischen  Bildungsauftrags im Fach Sport. Eine eventuelle Fremdbelegung der Turnhallen als Bestrafung zu bezeichnen, wie Joachim Stamp es weiter unten formuliert, hält die Schule angesichts der bekannten Unterbringungsnöte allerdings für überzogen, auch wenn sie sich eine kompetenter erscheinende Bearbeitung durch die Stadtverwaltung in Kooperation mit privaten, kirchlichen u.ä. Institutionen wünschen würde.   Viele besorgte Eltern dagegen beteiligen sich  an einer Online Petition.  

 

Schnelle Lösungen nicht in Sicht

Trotz aller Bemühungen sehen auch der Stadtverordnete Joachim Stamp (FDP) und CDU-Ratsfraktionsmitglied Peter Spyra keine ad hoc-Lösungen für Röttgen. So schrieb Stamp kürzlich in einem facebook-Eintrag: „Unabhängig von der sonstigen Kritik an der Flüchtlingspolitik in NRW und Deutschland bin ich sehr verärgert über die Bonner Stadtverwaltung, erfolgt dieser Plan (Belegung der CvO-Sporthalle mit Flüchtlingen) ohne Rücksprache mit den örtlichen Ratsmitgliedern. Ich hatte in der Vergangenheit um genau das zu verhindern, eine vorübergehende Nutzung der Andreas-Hermes Akademie vorgeschlagen, was aber abgelehnt wurde.……Als Ihr/Euer Stadtverordneter werde ich versuchen, die Stadtverwaltung von einer Alternativlösung zu überzeugen. Die bisherige Flüchtlingsarbeit in Röttgen/Ückesdorf läuft sehr gut. Aber jetzt Sportverein und Schule, die sich sonst immer für Flüchtlinge einsetzten, zu bestrafen, halte ich für extrem unfair.“ Ob Stamp eine schnelle Lösung aus dem Hut zaubern kann, bleibt abzuwarten.

 

Auch die Idee die noch freien städtischen Grundstücke am Hölder für provisorische Unterkünfte oder Wohnbau zu nutzen, wird nicht kurzfristig umsetzbar sein, da hierzu u.a. der Bebauungsplan geändert werden müsste, so Spyra. „Kurzfristige Alternativen zu den Hallenbelegungen haben wir nicht, wenn man mal von Zelten absieht. Sollten wir als Stadt keine Unterkünfte zur Verfügung stellen, werden sie vom Regierungspräsidium beschlagnahmt. Mit einer Entspannung ist erst zu rechnen, wenn die Zahlen sinken“, so das bisherige Fazit von Peter Spyra. 

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